Das Figurentagebuch – Eine Orientierungshilfe Teil 1

Heute soll es um eine besondere Art der Merkstütze gehen. Achtung: Das Figurentagebuch. 🙂 Tadaa!

Ein wenig Extraarbeit, aber große Möglichkeiten!

Wofür es gut ist und wie man die Einträge gestalten kann, darum soll es in diesem Beitrag gehen.

Eigentlich ist es eine praktische Hilfe für den Spieler, und kann dem Spielleiter dienlich sein, wenn der Spieler es öffentlich führt (z.B. per Mail, Wiki, Forum), oder dem SL auf andere Art Einblick gewährt.

Ich habe bereits für mehrere Figuren so ein Tagebuch geführt, allerdings nicht für alle. Nicht bei jeder Runde ist es sinnvoll. Bei manchen habe ich aber auch bereut, dass ich es nicht getan habe.

Geeignet ist es vor allem für längere Runden, bei denen man in der Mitte schon gar nicht mehr weiß, wie eigentlich alles angefangen hat, und die sich auf die Figuren und die Story konzentrieren. Oder aber, wenn viel passiert und die Figur ein reichhaltiges Innenleben hat. Liest man dann den Eintrag vom letzten mal, findet man schneller wieder in die Figur rein.

Der Spieler kann sich anhand des Tagebucheintrags von einer Spielsitzung zur nächsten merken, in welcher Stimmung seine Figur ist, was sie beschäftigt, welche Ereignisse sie prägend fand, was sie fürchtet und was sie sich erhofft. Das kann von Kleinkram über die richtig großen Ereignisse führen.

Außerdem ist es eine schöne Erinnerung, wenn das Spiel vorbei ist.

Der Spielleiter erhält hier besondere Einblicke in das Denken, Fühlen und Wollen der Figur, die er sonst nur erraten könnte oder kompliziert erfragen müsste. Durch diese Einblicke hat er aber mehr Anknüpfungsmöglichkeiten, die er nutzen kann.

Ein Figurentagebuch macht also vor allem dann Sinn, wenn man auch ein paar Dinge hineinschreibt, die der SL nicht sowieso schon weiß. Und wenn man ein schlechtes Gedächtnis hat 😉

Seite 3

Beispiel

Gibt wenig her:

Heute waren wir auf einem Schiff. Es war nichts los. Wir haben aber einen neuen Auftrag. Bringt Kohle! Yeah!

Gibt viel her:

19.04., auf dem Frachtschiff. Es regnet ohne Ende, das erinnert mich an das Begräbnis meiner Schwester, damals, nachdem sie diesen schrecklichen Unfall hatte. Auf dem Deck war es rutschig, ich musste mich an Person X festhalten, die ich eigentlich nicht mag. Ich glaube, sie verbirgt etwas vor uns. Ich bin trotzdem höflich und versuche mir mein Misstrauen nicht anmerken zu lassen. Aber mein Gefühl sagt mir, da ist irgendwas, was nicht stimmt. Wir haben einen neuen Auftrag bekommen, allerdings bin ich damit nicht so glücklich. Die anderen haben natürlich gleich hier geschrieen, weil es ordentlich Geld bringt. Aber es kam mir nicht so vor, als hätten sie wirklich darüber nachgedacht, was alles da dran hängt. Mir scheint es eine ganze Menge zu sein, vielleicht mehr, als wir tragen können. Ehrlich gesagt bin ich ziemlich sauer! Auch wenn ich die Klappe gehalten habe, weil ich letztens schon Ärger mit Person Y hatte, und ich einen weiteren Streit gerade jetzt nicht gebrauchen kann.

 

Wie wir sehen, kann man in so einem Eintrag auch Stellung dazu beziehen, wie die Figur zu bestimmten anderen Figuren steht. Manchmal kann auch das sehr interessant sein, gerade, wenn es eine größere Sache gibt, der die Gruppe gerade hinterherjagt, so dass Feinheiten gar nicht mehr wahrgenommen werden, obwohl sie Potential bieten, das Spiel noch einen Tick interessanter zu machen.

So ein Figurentagebuch kann aus der Sicht der gespielten Figur, oder aber aus der Sicht des Spielers geschrieben werden. Beides bietet unterschiedliche Möglichkeiten. Die Figur ist sich vieler Dinge nicht bewusst, außerdem hat sie vielleicht einen speziellen Schreibstil, der nichts hergibt, oder aber sie kann überhaupt nicht schreiben, dann kann man auch kein Figurentagebuch führen, das so klingt, als hätte sie es selbst geschrieben. Der Spieler aber hat umfangreicheres Wissen, und kann Infos mit einstreuen, die die Figur selbst nicht erwähnen würde. Es ist auch möglich, eine Mischung zu machen: Erst aus Sicht des Spielers, dann kommt ergänzend ein Einblick in die Gedankenwelt der Figur aus deren Sicht.

In Teil 2 fasse ich die wichtigsten Punkte zum Figurentagebuch nochmal zusammen und gebe euch ein weiteres Beispiel samt Analyse an die Hand.

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