Was macht gut gemachte NSCs aus? Teil 3

In diesem dritten Teil der Artikelreihe möchte ich euch, wie angekündigt, ein paar Tipps an die Hand geben, wie ich die Sache angehen würde. Da ich selbst auch gern noch dazu lerne, könnt ihr eure eigene Herangehensweise gern in den Kommentaren verewigen 🙂

 

Letztlich ist es natürlich auch immer das Spiel, das mitbestimmt, wie viel Spielzeit ein NSC überhaupt bekommt und demnach auch, wie viel von seinen Facetten sich offenbaren können, wie viel Entwicklungszeit er bekommt und wie gut die Figuren diesen NSC kennen lernen werden.

 

Wenn man fünf Minuten mit jemandem redet, dann hat man einen anderen Eindruck von demjenigen, als wenn man fünf Tage mit ihm verbringt.

 

Nehmen wir mal einen Lehrer: Er brüllt ungeduldig rum und ist offenbar total überfordert.

In fünf Minuten könnte man vielleicht denken: Was ist denn das für ein nerviger, mies gelaunter Typ? Der ist ja eine Gefahr für die Allgemeinheit!

In fünf Tagen erfährt man dann vielleicht, dass letztens ein Schüler versucht hat ihn von hinten zu erwürgen und jemand die Reifen seines Autos zerstochen hat, so dass er nicht zur Beerdigung seines Vaters fahren konnte, und ihm außerdem alle kontrollierten Klassenarbeiten gestohlen wurden, obwohl er 40 Stunden dran gesessen hat, sie durchzugucken, obwohl er eigentlich Urlaub hatte und nur für eine kranke Lehrerin als Vertretung eingesprungen war.

Schon sieht man diese Person mit völlig anderen Augen und hat eine andere Einstellung zu dem bemerkten Verhalten. 🙂

 

In unglücklichen Fällen kommt es auch dazu, dass die Figuren dem gut durchdachten NSC gar nicht wirklich begegnen.

 

Ich hatte mir z.B. in einer Hunter-Runde einen Vampir ausgedacht, der mir wirklich gut gefiel und bei dem ich gespannt war, wie die Spieler auf ihn reagieren würden. Allerdings haben sie meine Pläne durchkreuzt und diesen NSC, ohne ihn jemals gesprochen zu haben, in seinem Quartier ausfindig gemacht und tagsüber in die Sonne gelegt. Alles was mir blieb, war dann eine etwas holprige Variante, in der der Vampir, der als halbwegs wichtige Schlüsselfigur – haha- geplant war, einen Schlüssel zu einem Schließfach bei sich hatte, wo die Figuren dann seine Aufzeichnungen finden konnten. Tatsächlich war ich auf diese Variante nicht vorbereitet und hatte angenommen, sie würden versuchen den Vampir zu sprechen, da außer, dass er ein Vampir war, nichts dafür sprach, dass er ihr Feind war.

Aber die Erfahrung zeigt mir persönlich, dass die Spielfiguren sich mit den meisten NSCs zumindest einmal unterhalten, und NSCs die sofort umgenietet werden, eher die Seltenheit sind. 🙂

 

Wind_Schirm

Tipps wie du zu einem (oder mehreren) gut gemachten NSCs kommst

Vermutlich hast du selbst schon einiges an Erfahrung gesammelt, oder aber möchtest dich demnächst zum ersten Mal als Rollenspielleiter versuchen. Als erstes sind Artikel 1 und 2 dieser Reihe natürlich gute Hinweisgeber. Vielleicht helfen dir auch noch die Artikel zu „Vom Spieler mitgebrachte NSCs spielbar machen“ weiter, die du in diesem Blog finden kannst. Und hier sind jetzt die ersten 7 Tipps:

 

TIPP 1

Denke daran, welchen Figuren du selbst (als du selbst oder wenn du vor dich hin träumst und dich als andere Person in eine bestimmte Situation oder Geschichte denkst) gern begegnen würdest. Irgendwas an diesen Figuren wird spannend sein, du bist also auf der richtigen Spur! Baue sie aus und füge sie auf eine Art die passt der Geschichte hinzu.

TIPP 2

Sammle Eindrücke, die dir auffallen. Schreib dir zum Beispiel in ein Notizbuch, wenn du irgendwem begegnet bist (real oder in Büchern), oder jemanden gesehen oder gehört hast (TV, Film, Radio, Konzerte, Partys usw.), von dem du irgendwie beeindruckt oder abgeschreckt warst, der irgendetwas ausgelöst hat. Finde heraus was es war und halte es fest. Schau in deine Notizen, wenn du einen NSC erschaffen willst, ob sich einer dieser dir aufgefallenen Eindrücke verwenden lässt und dem Charakter des NSC zuträglich wäre, oder du vielleicht einen ganzen NSC aufgrund dieses Details bauen kannst!

TIPP 3

Sei dir im Klaren darüber, dass jeder NSC seine Gründe dafür hat, so zu sein, wie er ist, egal ob du sie schon weißt, sie gut findest oder sie erst selbst noch nach und nach heraus findest. Sei dir einfach bewusst, dass dieser NSC eine Person ist und eine Seele und Aufgabe hat, die über das Spiel hinaus geht. Zumindest, wenn du dich nicht mit der einsamen geschichts- und seelenlosen Schaufensterpuppenversion zufrieden geben willst!

TIPP 4

Überlege dir, in welchem Gefühl dieser NSC lebt. Will er bewundert werden? Hält er sich für toll und begehrenswert? Ist er unzufrieden oder läuft für ihn alles wie am Schnürchen? Denkt er alle anderen sind blöd? Ist er ungeduldig? Strebt er nach mehr Macht? Will er eine Familie oder lebt er in einer unglücklichen Beziehung? Belastet ihn irgendetwas? Ist er blind, krank oder weiß er, dass etwas Schreckliches auf ihn zu kommt? Ist er lösungsorientiert oder bekommt er nichts auf die Reihe? Ist er misstrauisch und von falschen Freunden umgeben? Hat er eine Vision oder flieht er vor sich selbst? Hat er eine Sehnsucht? Ist er überfordert oder fühlt er sich unterfordert? Fühlt er sich einsam? Hat er einen Traum? Ist er ein Romantiker? Trägt er einen ungelösten Konflikt mit sich herum, oder ist er von Schuldgefühlen geplagt? Es gibt tausende Möglichkeiten hier anzusetzen! Es ist jedenfalls immer gut sich zu überlegen, was bei dieser Figur im Hintergrund die ganze Zeit mitschwingt. Denn das bestimmt zu einem großen Teil ihr Verhalten in bestimmten Situationen immer mit.

TIPP 5

Gib dem NSC ein Leben, gib ihm Hobbys, Freunde und Familie, die derzeit für die Figur wichtig sind oder sie wegen der Vergangenheit noch beeinflussen. Oder wenn du sie ihm vorenthältst, gib ihm einen Grund dafür. Es reicht, wenn du Interessen, Freunde und Familie grob festlegst, meist entwickelt sich dann schon noch etwas daraus. Es geht nicht darum, sofort eine ganze Biografie und einen Stammbaum zu nur einer Figur parat zu haben, es reichen ein paar Ansätze, aber ohne sie, wird es schwierig den NSC als vollwertige Person zu vermitteln.

TIPP 6

Verbinde den NSC mit anderen NSCs oder den Spielerfiguren. Lass ihn Tante, Freund, Geliebter, Feind, Nachbar, Gruppenzugehöriger oder sonst irgendwas sein, aber spann im besten Fall die NSCs in ein Netz, in dem sie sich bewegen können. Immer wenn du eine Verbindung/Beziehung schaffst, ist das eine Sache weniger, die du dir anderweitig später aus den Fingern saugen musst. Außerdem schafft es Betroffenheit, wenn mit diesem NSC mal etwas ist, und er mit anderen verbunden ist. Manchmal wackelt dann nur ein NSC und schon bebt die ganze Gruppe und es wird spannend!

TIPP 7

Gib der Figur ein Umfeld in dem sie gerade lebt, und eines, aus dem sie kommt, falls sich ihr Umfeld verändert hat. Vielleicht wohnt sie in einem schwierigen Bezirk, oder vor ihrem Haus ist eine große Baustelle oder ein Kindergarten. Vielleicht ist sie verpflichtet einmal die Woche irgendwo hinzugehen, wo es ihr gar nicht passt (Kegelclub). Oder aber sie wohnt in einer total tollen Suite, aber hat die Suite nur geklaut und den ursprünglichen Besitzer heimlich im Garten verscharrt und dessen Identität angenommen. Vielleicht muss sie sich vor irgendjemandem verstecken, dem sie auf die Füße getreten ist, oder baut gerade eine eigene Gang auf und hat einen Nebenjob als Flyerverteiler. Es gibt Milliarden Möglichkeiten für ein Umfeld. Je nach Spielwelt bieten sich natürlich andere Dinge an. Jedenfalls, gib deinen NSCs irgendwas, und wenn es nur 1-2 spezifische Details sind, das ist besser als nix. Denn diese Dinge im Umfeld sind Anknüpfungspunkte, die du für das Spiel mit benutzen kannst, um alles etwas lebendiger zu machen. Stell dir mal vor, du hast 10 NSCs und jeder von ihnen bringt 2 solcher Umfeldaspekte mit. Dann hast du schon 20 Anknüpfungspunkte für Auflockerungsszenen oder Besonderheiten.

 

Das waren meine ersten 7 Tipps für dich. Die nächsten 7 Tipps findest du im nächsten Post. 🙂

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